Gerade jetzt, wo Kräuter und Blüten in ihrer vollen Pracht aufwarten, müssen wir nur mit offenem Blick durch die Welt gehen und uns an der reich gedeckten Tafel der Natur bedienen. Denn sie hat uns nicht nur viel Schönes, sondern auch allerlei Heilsames zu bieten. Wenn ich in und um Bayreuth unterwegs bin, stelle ich fest: Gerade in diesem Jahr wartet die Natur mit besonders sattem Grün, mit besonders üppiger Vegetation und mit besonders eindrucksvoller Pracht auf. Scheinbar ging mit der durch COVID-19 herbeigeführten Verlangsamung der Schlagzahl in unserem Alltag auch eine Erholungspause für Mutter Natur einher, die nun uns zugute kommt. Und für mich persönlich hat die gewonnene Zeit nicht zuletzt dazu geführt, dass ich im scheinbar Gewöhnlichen immer öfter das Besondere entdecke – so zum Beispiel im Spitzwegerich, einem Multitalent unter den Heilkräutern.
Spitzwegerich: Der König am Wegesrand
Wegericharten gibt es nahezu 200, wegen seiner vielfältigen Heilwirkungen ist der Spitzwegerich die geläufigste unter ihnen. Auf Rasenflächen gilt er gemeinhin als nicht allzu gerne gesehener Gast, jedoch wird seinem Nutzen für die Gesundheit damit nicht genüge getan. Der Spitzwegerich ist am Wegesrand und auf Wiesen zuhauf aufzufinden. Mit seinen schmalen, in Rosetten angeordneten Blättern und dem bis zu 40 cm in die Höhe ragenden Blütenhalm ist er leicht wieder zu erkennen. Kleine Notiz am Rande: Der Wortteil -rich leitet sich vom Mittelhochdeutschen ab und bedeutet in etwa „vornehm“, „mächtig“, „kraftvoll“ oder „edel“ – allesamt Herrschaftsattribute des Königtums. Sehr passend, wie ich finde.
Als Arzneipflanze des Jahres 2014 bietet der Spitzwegerich ein besonders breites Anwendungsspektrum. Er ist unter vielen anderen wertvollen Inhaltsstoffen reich an Gerbstoffen, Kieselsäure, den Vitaminen B und C sowie an Zink und kann abschwellend, desinfizierend, reizlindernd, entzündungshemmend sowie wundheilend wirken. Als Tee oder Sirup angewendet, ist der Spitzwegerich deshalb insbesondere bei Atemwegserkrankungen sowie bei Beschwerden des Verdauungstrakts ein seit Jahrhunderten bewährtes Heilkraut.
Erste-Hilfe-Mittel für den Sommer
Meine persönliche Lieblingsanwendung des Spitzwegerichs ist jedoch eine andere: Immer im Frühsommer beginnt in meiner Küche die Produktion der Spitzwegerichsalbe – so auch dieses Jahr. Als Soforthilfemittel bei allerlei Insektenstichen ist sie stets im Kühlschrank unserer Familie vorrätig, genauso, wie übrigens auch in meiner Handtasche: Denn die sanft duftende Salbe kann rasch und effizient den Juckreiz reduzieren sowie die mit dem Stich einhergehende Schwellung mindern. Zudem hilft die Salbe auch bei kleineren Wunden, und Prellungen sowie bei Hautreizungen, etwa nach dem Berühren von Brennnesseln. Es lohnt sich im Übrigen, auch für die Wintermonate vorzusorgen: Ich benutze die Salbe gerne auch als Einreibemittel für die Brust und den oberen Rücken bei Husten und Bronchitis.
Mein bewährtes Rezept für die Spitzwegerichsalbe
Wie bei der Herstellung aller Salben gilt auch für die Spitzwegerichsalbe: Sie ist etwas zeitaufwändig, doch im Grunde recht einfach zu bewerkstelligen. Neben dem frischen Kraut und gutem Öl wird lediglich etwas Bienenwachs sowie ein bisschen Geduld und Feingefühl benötigt. Dabei gebe ich dem Ölauszug gerne die notwendige Zeit, um all die wertvollen Inhaltsstoffe aus der Pflanze zu extrahieren: Sechs Wochen stand das er auf meinem Terrassentisch, um in aller Ruhe zu "reifen". Als Ergebnis freue ich mich nun über viele kleine Gläschen meines nützlichen Ersthelfers.
Gerne gebe ich mein persönliches, bewährtes Rezept für die Spitzwegerichsalbe an Sie weiter: Ich freue mich über Ihre Anforderung!
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